Publizitätspflichten nach Kotierung

Tour d’Horizon der verschiedenen Offenlegungs-, Informations- und Transparenzvorschriften für börsenkotierte Gesellschaften

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A. Einleitung

Die ver­schie­de­nen Publi­zi­täts­vor­schrif­ten für kotier­te Gesell­schaf­ten in der Schweiz wur­den in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ste­tig aus­ge­baut. Die­ser Bei­trag soll im Sin­ne einer „Tour d’Horizon“ die aktu­ell gel­ten­den Publi­zi­täts­pflich­ten einer kotier­ten Gesell­schaft in der Schweiz auf weni­gen Sei­ten zusam­men­fas­send dar­stel­len. Wo not­wen­dig und sinn­voll, wird auf die aus­führ­li­che Lite­ra­tur ver­wie­sen. Ein­zel­ne Publi­zi­täts­pflich­ten wer­den von ande­ren Autoren in die­sem Werk detail­liert behan­delt, auf deren Bei­trä­ge an der ent­spre­chen­den Stel­le ver­wie­sen wird. Schliess­lich wird, wo not­wen­dig und sinn­voll, kurz auf inter­na­tio­na­le Regu­lie­run­gen, ins­be­son­de­re der Euro­päi­schen Uni­on, eingegangen.

Die­se Publi­ka­ti­on befasst sich mit Publi­zi­täts­pflich­ten von bör­sen­ko­tier­ten Gesell­schaf­ten und erwähnt die eben­falls exis­tie­ren Publi­zi­täts­pflich­ten von nicht kotier­ten Gesell­schaf­ten nur am Ran­de. Publi­zi­täts­pflicht im hier ver­stan­de­nen Sinn meint, „dass bestimm­te Infor­ma­tio­nen über das Unter­neh­men einem bestimm­ten Kreis von Infor­ma­ti­ons­be­rech­tig­ten zugäng­lich zu machen sind. Dem­nach ist dann nach der Per­son des Infor­ma­ti­ons­be­rech­tig­ten wei­ter zu unter­schei­den zwi­schen Publi­zi­tät gegen­über der Öffent­lich­keit als sol­cher und Publi­zi­tät gegen­über einem beschränk­ten Kreis von Infor­ma­ti­ons­be­rech­tig­ten, insb. den Gesell­schaf­tern. In die­sem wei­ten Sinn gehö­ren Aus­kunfts- und Ein­sichts­rech­te der Gesell­schaft zur Publi­zi­tät. Nicht erfasst sind hin­ge­gen wei­te­re Pflich­ten, wel­che an eine Kotie­rung geknüpft sind (z.B. Anfor­de­run­gen an die Revi­si­ons­stel­le, wei­te­re Anfor­de­run­gen an den Emit­ten­ten oder die kotier­te Aktie, etc.).

B. Publizitätspflichten von nicht kotierten Gesellschaften

Ins­be­son­de­re das Obli­ga­tio­nen­recht ent­hält an ver­schie­de­nen Stel­len Bestim­mun­gen zu Publi­zi­täts­pflich­ten. Die­se gel­ten glei­cher­mas­sen für kotier­te und nicht kotier­te (Aktien-)Gesellschaften. Wäh­rend auf die spe­zi­el­len Bestim­mun­gen für kotier­te Gesell­schaf­ten spä­ter ein­ge­gan­gen wird, ist hier ein kur­zer Über­blick über die Publi­zi­täts­vor­schrif­ten des Obli­ga­tio­nen­rechts zu geben.
Zunächst haben Akti­en­ge­sell­schaf­ten spä­tes­tens 20 Tage vor der ordent­li­chen Gene­ral­ver­samm­lung den Geschäfts- und den Revi­si­ons­be­richt den Aktio­nä­ren am Gesell­schafts­sitz zur Ein­sicht auf­zu­le­gen. Das Rech­nungs­le­gungs­recht ent­hält die ent­spre­chen-den Vor­schrif­ten betref­fend Buch­füh­rung und Rech­nungs­le­gung.
Wei­ter bestehen Aus­kunfts­pflich­ten der Gesell­schaft und Infor­ma­ti­ons­rech­te der Aktio­nä­re im Rah­men der Gene­ral­ver­samm­lung. So ist jeder Aktio­när berech­tigt, an der Gene­ral­ver­samm­lung vom Ver­wal­tungs­rat Aus­kunft über die Ange­le­gen­hei­ten der Gesell­schaft und von der Revi­si­ons­stel­le über Durch­füh­rung und Ergeb­nis ihrer Prü­fung zu ver­lan­gen. Gegen­stand die­ses Aus­kunfts­be­geh­rens kön­nen grund­sätz­lich sämt­li­che Ange­le­gen­hei­ten der Gesell­schaft sein, sofern die ent­spre­chen­de Infor­ma­ti­on in Zusam­men­hang mit der Aus­übung der Aktio­närs­rech­te steht und für die Lage­be­ur­tei­lung von Bedeu­tung ist. In jedem Fall kön­nen die Geschäfts­bü­cher und Kor­re­spon­den­zen nur mit aus­drück­li­cher Ermäch­ti­gung der Gene­ral­ver­samm­lung oder durch Beschluss des Ver­wal­tungs­ra­tes und unter Wah­rung der Geschäfts­ge­heim­nis­se ein­ge­se­hen werden. 

Das Akti­en­recht ent­hält ver­streut wei­te­re Publi­zi­täts­pflich­ten. So haben Aktio­nä­re ein Ein­sichts­recht in die GV-Pro­to­kol­le. Wei­ter haben die­se das Recht, auf Anfra­ge hin schrift­lich über die Orga­ni­sa­ti­on der Geschäfts­füh­rung ori­en­tiert zu wer­den. Schliess­lich ent­hal­ten die per 1. Juli 2015 in Kraft getre­te­nen Bestim­mun­gen der GAFI-Revi­si­on ins­be­son­de­re für Inha­ber­ak­tio­nä­re gewich­ti­ge Publi­zi­täts­pflich­ten. Der Erwer­ber von Inha­ber­ak­ti­en an einer Schwei­zer Akti­en­ge­sell­schaft ist ver­pflich­tet, den Erwerb inner­halb eines Monats der betref­fen­den Gesell­schaft zu mel­den. Die Gesell­schaft trifft die Pflicht, ein Ver­zeich­nis der Aktio­nä­re ana­log dem Akti­en­buch sowie der wirt­schaft­lich berech­tig­ten Per­son zu füh­ren. Mit der Pflicht zur Offen­le­gung der Aktio­närs­stel­lung gegen­über der Gesell­schaft wird die Inha­ber­ak­tie zwar nicht for­mell abge­schafft, die bis­her mit der Inha­ber­ak­tie ver­bun­de­ne Anony­mi­tät aber auf­ge­ho­ben. Die prak­ti­sche Rele­vanz der Inha­ber­ak­tie dürf­te damit mas­siv sin­ken. Aller­dings fin­den die neu­en Bestim­mun­gen kei­ne Anwen­dung auf bör­sen­ko­tier­te Gesellschaften.

C. Publizitätspflichten bei Kotierung

Auf eine detail­lier­te Erläu­te­rung der umfas­sen­den Publi­zi­täts­pflich­ten im Rah­men eines Bör­sen­gan­ges wird in die­ser kur­zen Über­sicht ver­zich­tet. Die prak­tisch bedeut­sams­te Publi­zi­täts­pflicht, der Kotie­rungs­pro­spekt, wird im vor­lie­gen­den Werk von MATTHIAS COURVOISIER umfas­send dargelegt. 
Bei einem IPO an der SIX sind hier­zu ins­be­son­de­re die Art. 27 – 41 des Kotie­rungs­re­gle­ments von zen­tra­ler Bedeu­tung. Dem­nach hat neben dem Kotie­rungs­pro­spekt auch die Publi­ka­ti­on einer „Offi­zi­el­le Mit­tei­lung“ zu erfol­gen. Dar­in sol­len (poten­ti­el­le) Anle­ger u.a. über die bean­trag­te Kotie­rung sowie den Bezug des Kotie­rungs­pro­spekts ori­en­tiert wer­den. Form und Inhalt der „Offi­zi­el­len Mit­tei­lung“ rich­ten sich ins­be­son­de­re nach der Richt­li­nie „Ver­fah­ren Betei­li­gungs­rech­te RLVB“ .
Wei­ter muss der Emit­tent sei­ne Jah­res­ab­schlüs­se für die drei dem Kotie­rungs­ge­such vor­an­ge­gan­ge­nen Geschäfts­jah­re gemäss dem gel­ten­den Rech­nungs­le­gungs­stan­dard erstellt haben. 
Im inter­na­tio­na­len Bereich ist ins­be­son­de­re auf die Pro­spek­tricht­li­nie der EU zu ver­wei­sen. Die­se zielt dar­auf ab, dass ange­mes­se­ne und gleich­wer­ti­ge Offen­le­gungs­nor­men betref­fend den Pro­spekt in allen EU-Län­dern gül­tig sind.

D. Publizitätspflichten nach Kotierung

Die anläss­lich der Kotie­rung von der Gesell­schaft offen geleg­ten Sach­ver­hal­te ändern sich natur­ge­mäss im Lau­fe der Zeit. Zudem kom­men diver­se neue Infor­ma­tio­nen hin­zu, wel­che für die Anle­ger und ande­re Anspruchs­grup­pen von Inter­es­se sind. Ent­spre­chend sehen Gesetz sowie ins­be­son­de­re die Regu­la­ri­en der Bör­sen diver­se Publi­zi­täts­pflich­ten zur Auf­recht­erhal­tung der Kotie­rung vor. 

Im Fol­gen­den Kapi­tel wer­den zunächst die Rechts­quel­len der ver­schie­de­nen Publi­zi­täts­pflich­ten von kotier­ten Gesell­schaf­ten in der Schweiz und der Euro­päi­schen Uni­on auf­ge­zeigt. Danach fol­gen die ein­zel­nen Pflich­ten, wel­che weit­ge­hend anhand der Regu­la­ri­en der SIX, teil­wei­se mit Hin­wei­sen auf inter­na­tio­na­le Regu­lie­run­gen, erläu­tert werden.

I. Rechtsquellen

1. Bundesprivatrecht

Im natio­na­len Bereich ent­hält zunächst das Obli­ga­tio­nen­recht ver­schie­de­ne Vor­schrif­ten zu den Publi­zi­täts­pflich­ten. Betref­fend die Bestim­mun­gen, wel­che sowohl für kotier­te- als auch für nicht kotier­te Gesell­schaf­ten gel­ten, ist auf Kapi­tel B die­ses Bei­trags zu ver­wei­sen. Dane­ben ent­hält das Akti­en­recht aber auch Offen­le­gungs- und Trans­pa­renz­vor­schrif­ten, wel­che direkt an die Kotie­rung einer Gesell­schaft geknüpft sind. Hier­zu sind vor allem die Bestim­mun­gen über den zwin­gen­den Inhalt des Bilanz­an­hangs, ins­be­son­de­re zur Ver­gü­tung und zur Nen­nung von bedeu­ten­den Aktio­nä­ren, zu nen­nen. Wei­ter gel­ten für kotier­te Gesell­schaf­ten Son­der­be­stim­mun­gen über die kauf­män­ni­sche Buch­füh­rung und Rechnungslegung.

2. Weiteres Gesetzesrecht

Auf Geset­zes­ebe­ne ent­hält das am 1. Janu­ar 2016 in Kraft getre­te­ne Fin­fraG zen­tra­le Bestim­mun­gen zur Publi­zi­täts­pflicht von kotier­ten Gesell­schaf­ten. Ins­be­son­de­re ver­pflich­tet Art. 35 Fin­fraG die Bör­sen zum Erlass eines Regle­ments betref­fend die Zulas­sung von Effek­ten. Dar­in ent­hal­ten müs­sen Bestim­mun­gen über die Offen­le­gung von Infor­ma­tio­nen sowie über die Pflich­ten der Emit­ten­ten zur Auf­recht­erhal­tung der Kotie­rung sein. Die neue Gesetz­ge­bung lös­te in wei­ten Berei­chen das BEHG ab.

3. Verordnungsebene

Auf Ver­ord­nungs­ebe­ne ist die Fin­fra und die Fin­fraV-FINM zu nen­nen, wel­che die sehr all­ge­mein gehal­te­nen Bestim­mun­gen des Fin­fraG kon­kre­ti­sie­ren. Wei­ter ent­hält die am 1. Janu­ar 2014 in Kraft getre­te­ne Vegü umfas­sen­de Trans­pa­renz- und Publi­zi­täts­pflich­ten betref­fend die Ver­gü­tun­gen des Ver­wal­tungs­rats, der Geschäfts­lei­tung und gege­be­nen­falls des Bei­rats. Schliess­lich ent­hält die UEV Nor­men über die Lau­ter­keit und die Trans­pa­renz von öffent­li­chen Kauf­an­ge­bo­ten sowie die Gleich­be­hand­lung der Anle­ge­rin­nen und Anleger.

4. Regularien der Finanzmarktinfrastrukturen

Der über­wie­gen­de Teil der Vor­schrif­ten, wel­che sich kon­kret und direkt an die Markt­teil­neh­mer rich­ten, fin­den sich aber in den Regle­men­ten, wel­che die Bör­sen gestützt auf Art. 35 Fin­fraG erlas­sen haben. Die SIX Swiss Exchan­ge AG hat neben dem Kotie­rungs­re­gle­ment, wel­ches die all­ge­mei­nen Bestim­mun­gen zur Kotie­rung und ins­be­son­de­re zu Publi­zi­täts­vor­schrif­ten ent­hält, diver­se Zusatz­re­gle­men­te und Richt­li­ni­en erlas­sen. Im Bereich Publi­zi­täts­vor­schrif­ten sind hier­bei beson­ders die Richt­li­nie „Rech­nungs­le­gung RLR“, die Richt­li­nie „Cor­po­ra­te Gover­nan­ce RLCG“ und die Richt­li­nie „Ad hoc-Publi­zi­tät RLAhP“ zu erwäh­nen. Die Gesamt­über­sicht der Emit­ten­ten Regu­la­ri­en auf der Home­page der SIX bie­tet eine hier­ar­chi­sche Zusam­men­stel­lung aller rele­van­ten Regu­la­ri­en, die für die Zulas­sung von Effek­ten not­wen­dig sind. Am Ran­de sei die auf Schwei­zer KMU sowie klei­ne­re Immo­bi­li­en-, Invest­ment- und Fonds­ge­sell­schaf­ten spe­zia­li­sier­te BX Ber­ne eXchan­ge erwähnt, wel­che eben­falls ein Kotie­rungs­re­gle­ment und eini­ge Neben­er­las­se betref­fend Publi­zi­täts­vor­schrif­ten erlas­sen hat.

5. Internationales Recht

Im inter­na­tio­na­len Bereich ist ins­be­son­de­re das EU-Finanz­markt­recht mit sei­nen Publi­zi­täts­vor­schrif­ten für die Schweiz von Inter­es­se. EU-Recht ent­fal­tet in der Schweiz zwar kei­ne direk­te Wir­kung, aller­dings hat die Bör­se gemäss Art. 35 Fin­fraG bei Erlass ihrer Regu­la­ri­en den „aner­kann­ten inter­na­tio­na­len Stan­dards Rech­nung“ zu tra­gen. Hier­bei dürf­ten ins­be­son­de­re die EU-Richt­li­ni­en RL 2014/65/EU (MiFID II), RL 2004/109/EG (Trans­pa­renz­richt­li­nie), RL 2003/71/EG (Pro­spek­tricht­li­nie) sowie die Ver­ord­nung EU Nr. 596/2014 (Markt­miss­brauchs­ver­ord­nung MAR) von Bedeu­tung sein.

II. Informationspflichten

Die für nicht kotier­te Gesell­schaf­ten dar­ge­leg­ten Publi­zi­täts­pflich­ten gel­ten selbst­re­dend auch für bör­sen­ko­tier­te Unter­neh­men. Bei Letz­te­ren kom­men nun aber wei­te­re, umfas­sen­de Offen­le­gungs­pflich­ten hin­zu. Die­se sol­len bei­spiel­haft an den Vor­schrif­ten der SIX erläu­tert wer­den. Deren Kotie­rungs­re­gle­ment (KR) regelt unter dem Kapi­tel III die „Bedin­gun­gen für die Auf­recht­erhal­tung der Kotie­rung“. Dem­zu­fol­ge haben an der SIX kotier­te Gesell­schaf­ten die ent­spre­chen­den (Publizitäts-)vorschriften gemäss dem Kapi­tel III KR SIX dau­ernd und umfas­send zu erfüllen.

1. Periodische Berichterstattung

a) Peri­odi­zi­tät
Bör­sen­ko­tier­te Gesell­schaf­ten haben jähr­lich einen Geschäfts­be­richt zu ver­öf­fent­li­chen, wel­cher den geprüf­ten Jah­res­ab­schluss gemäss dem anwend­ba­ren Rech­nungs­le­gungs­stan­dard sowie den zuge­hö­ri­gen Bericht der Revi­si­ons­stel­le (Tes­tat) umfasst. Der Geschäfts­be­richt ist dabei innert vier Mona­ten nach dem Abschluss­stich­tag des Jah­res­ab­schlus­ses zusam­men mit die­sem zu veröffentlichen.

Zusätz­lich haben Emit­ten­ten kotier­ter Betei­li­gungs­rech­te min­des­tens halb­jähr­lich einen Zwi­schen­be­richt zu ver­öf­fent­li­chen. Die­ser hat grund­sätz­lich den­sel­ben Anfor­de­run­gen wie die jähr­li­che Bericht­erstat­tung zu genü­gen, obwohl die Prü­fungs­pflicht beim Zwi­schen­be­richt ent­fällt. Für die Ver­öf­fent­li­chung des Zwi­schen­be­richts ist eine Frist von drei Mona­ten nach dem Abschluss­stich­tag des Zwi­schen­ab­schlus­ses vor­ge­se­hen. Son­der­be­stim­mun­gen gel­ten für Invest­ment- und Immobiliengesellschaften.

Fer­ner ist die zusätz­li­che Ver­öf­fent­li­chung von Quar­tals­ab­schlüs­sen unter den­sel­ben Anfor­de­run­gen wie beim halb­jähr­li­chen Abschluss auf frei­wil­li­ger Basis mög­lich.

Für die ent­spre­chen­den Mel­de­pflich­ten sowie die Form der Ver­öf­fent­li­chung ist die Richt­li­nie „Regel­mel­de­pflich­ten RLR“ der SIX massgebend.

b) Rech­nungs­le­gungs­stan­dards
Das Regu­la­to­ry Board der SIX hat gestützt auf das Kotie­rungs­re­gle­ment unter Berück­sich­ti­gung inter­na­tio­nal aner­kann­ter Stan­dards die aner­kann­ten Rech­nungs­le­gungs­stan­dards für Betei­li­gungs­rech­te defi­niert. Mass­ge­bend hier­zu ist ins­be­son­de­re die Richt­li­nie „Rech­nungs­le­gung RLR“. Dem­nach ist der anwend­ba­re Rech­nungs­le­gungs­stan­dard abhän­gig vom regu­la­to­ri­schen Stan­dard des jewei­li­gen Unter­neh­mens. Dabei hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren mehr­fach eine Ände­rung der Bezeich­nung der ver­schie­de­nen regu­la­to­ri­schen Stan­dards statt­ge­fun­den. Aktu­ell unter­teilt die SIX den Stan­dard für Betei­li­gungs­rech­te in die bei­den Haupt­stan­dards „Inter­na­tio­nal Repor­ting Stan­dard“ und „Swiss Repor­ting Stan­dard“. Wei­te­re Stan­dards gel­ten für spe­zi­fi­sche Segmente

Der für den jewei­li­gen Stan­dard anwend­ba­re Rech­nungs­le­gungs­stan­dard ergibt sich aus Art. 6 RLR SIX, wobei in der Regel zwi­schen ver­schie­de­nen Stan­dards gewählt wer­den kann. Gegen­über der frü­he­ren Unter­schei­dung in „Main“ und „Domestic Stan­dard“, stärkt der neue Swiss Repor­ting Stan­dard ins­be­son­de­re die Posi­tio­nie­rung von Swiss GAAP FER als einer der rele­van­ten aner­kann­ten Rech­nungs­le­gungs­stan­dards an der SIX.

Für Zwi­schen­ab­schlüs­se ist grund­sätz­lich der­sel­be Rech­nungs­le­gungs­stan­dard anwend­bar wie für die jähr­li­che Bericht­erstat­tung. Dadurch kann lang­fris­tig Kon­sis­tenz und Ver­gleich­bar­keit der Infor­ma­ti­on gegen­über den Inves­to­ren und ande­ren Anspruchs­grup­pen sicher­ge­stellt werden.

c) Inhalt­li­che Vor­schrif­ten zur Bericht­erstat­tung
Der Inhalt der peri­odi­schen Bericht­erstat­tung ergibt sich zunächst aus Gesetz sowie den Regu­la­ri­en der ent­spre­chen­den Bör­se. Dane­ben sind aber ins­be­son­de­re die gemäss dem gewähl­ten Rech­nungs­le­gungs­stan­dard anwend­ba­ren Bestim­mun­gen zen­tral.

Auf Geset­zes­ebe­ne sind zunächst die (all­ge­mei­nen) Vor­schrif­ten im Obli­ga­tio­nen­recht zur kauf­män­ni­sche Buch­füh­rung und Rech­nungs­le­gung zu beach­ten. Für kotier­te Gesell­schaf­ten sieht das Rech­nungs­le­gungs­recht wei­te­re Publi­ka­ti­ons­vor­schrif­ten vor. Fer­ner haben kotier­te Gesell­schaf­ten gemäss Akti­en­recht spe­zi­fi­sche Infor­ma­tio­nen über Ver­gü­tun­gen und bedeu­ten­de Aktio­nä­re im Anhang zur Bilanz offen­zu­le­gen. Letz­te­re Infor­ma­ti­on hat mit der Ein­füh­rung der bör­sen­recht­li­chen Mel­de­pflicht stark an prak­ti­scher Bedeu­tung ein­ge­büsst. Wei­te­re Bestim­mun­gen zur Bericht­erstat­tung fin­den sich in der Spezialgesetzgebung

d) EU-Recht
Die SIX hat in ver­schie­de­nen Richt­li­ni­en ins­be­son­de­re die Vor­schrif­ten zur Bericht­erstat­tung kon­kre­ti­siert. Zu nen­nen ist vor­ab die Richt­li­nie „Rech­nungs­le­gung RLR“, wel­che spe­zi­ell für Invest­ment­ge­sell­schaf­ten und ande­re Spe­zi­al­ge­sell­schaf­ten ergän­zen­de Bestim­mun­gen beinhal­tet. Dane­ben ent­hält die Richt­li­nie „Cor­po­ra­te Gover­nan­ce RLCG“ einen umfang­rei­chen Anhang mit diver­sen Infor­ma­tio­nen, wel­che im Geschäfts­be­richt zu ver­öf­fent­li­chen sind. Dabei gilt der Grund­satz „com­ply or exp­lain“, wonach der Emit­tent zwar auf die Offen­le­gung ein­zel­ner Infor­ma­tio­nen ver­zich­ten kann, dies aber sub­stan­ti­ell begrün­den muss. Fer­ner kon­kre­ti­siert das jähr­lich über­ar­bei­te­te Rund­schrei­ben Nr. 2 der SIX die Pflich­ten für Emit­ten­ten, wel­che IFRS oder Swiss GAAP FER als Rech­nungs­le­gungs­stan­dard gewählt haben.

Die peri­odi­sche Bericht­erstat­tung ist in ver­schie­de­nen Ver­ord­nun­gen und Richt­li­ni­en der EU adres­siert. So legt die Trans­pa­renz­richt­li­nie Anfor­de­run­gen für die Ver­öf­fent­li­chung regel­mäs­si­ger und lau­fen­der Infor­ma­tio­nen über Emit­ten­ten fest, deren Wert­pa­pie­re bereits zum Han­del an einem in einem Mit­glied­staat gele­ge­nen oder dort betrie­be­nen gere­gel­ten Markt zuge­las­sen sind. Gere­gelt sind dar­in vor allem die Finanz­be­richt­erstat­tung oder die Infor­ma­ti­on über bedeu­ten­de Betei­li­gun­gen.

2. Weitere Informationspflichten

Neben der peri­odi­schen Bericht­erstat­tung sehen ins­be­son­de­re die Regu­la­ri­en der Bör­se ver­schie­de­ne wei­te­re Publi­zi­täts­pflich­ten vor. Von gros­ser prak­ti­scher Rele­vanz ist dabei vor allem die Ad hoc-Publi­zi­tät, wel­che im Fol­gen­den schwer­ge­wich­tig behan­delt wird. Dane­ben wer­den wei­te­re Publi­zi­täts­pflich­ten anhand des Kotie­rungs­re­gle­ments der SIX dargelegt.

a) Unter­neh­men­s­ka­len­der
An der SIX kotier­te Unter­neh­men sind ver­pflich­tet, zu Beginn des Geschäfts­jah­res einen Unter­neh­men­s­ka­len­der zu ver­öf­fent­li­chen. Die­ser ent­hält Anga­ben über die wesent­li­chen Ter­mi­ne im lau­fen­den Geschäfts­jahr wie Gene­ral­ver­samm­lung, Ver­öf­fent­li­chung der Abschlüs­se etc. Nicht erfasst sind hin­ge­gen inter­ne Ter­mi­ne wie Ver­wal­tungs­rats­sit­zun­gen Die Richt­li­nie „Regel­mel­de­pflich­ten RLRMP“ regelt die Details zur Veröffentlichung.

b) Ad hoc-Publi­zi­tät
Zu den Pflich­ten der Emit­ten­ten wäh­rend der Dau­er der Kotie­rung gemäss Art. 35 Fin­fraG gehört neben der bereits erwähn­ten peri­odi­schen Bericht­erstat­tung und den Rech­nungs­le­gungs­vor­schrif­ten auch die Ad hoc-Publizität. 

ba) Begriff
 „Ad hoc-Publi­zi­tät“ ist die Pflicht des Emit­ten­ten von kotier­ten Finanz­in­stru­men­ten, Insi­der­infor­ma­tio­nen „unver­züg­lich“ publik zu machen.

bb) Ziel der Regu­lie­rung
Die Ad hoc-Publi­zi­tät soll sicher­stel­len, dass die Emit­ten­ten die Öffent­lich­keit in wah­rer, kla­rer und voll­stän­di­ger Wei­se über mass­geb­li­che Ereig­nis­se aus ihrem Tätig­keits­ge­biet infor­mie­ren. Damit wer­den zwei Haupt­zie­le ange­strebt. Zunächst sol­len die in Art. 1 Fin­fraG ver­an­ker­ten bör­sen­recht­li­chen Grund­sät­ze der Trans­pa­renz, der Markt­ef­fi­zi­enz und der Gleich­be­hand­lung der Anle­ger kon­kre­ti­siert wer­den: Die Publi­zi­täts­pflicht gewähr­leis­tet die Ver­sor­gung des Kapi­tal­mark­tes mit zeit­na­her Infor­ma­ti­on sowie die infor­ma­tio­nel­le Gleich­be­hand­lung der Marktteilnehmer.

Wei­ter dient die Bekannt­ga­be­pflicht kurs­re­le­van­ter Tat­sa­chen der Prä­ven­ti­on von Insi­der­de­lik­ten. Bekann­te Tat­sa­chen kön­nen von poten­ti­el­len Insi­dern nicht mehr (unrecht­mäs­sig) zum eige­nen Nut­zen ver­wen­det werden.

bc) Rege­lung SIX
Die SIX regelt in ihrem Kotie­rungs­re­gle­ment in Art. 53 die Grund­zü­ge der Ad hoc-Publi­zi­tät. Wei­ter ent­hält die Richt­li­nie „Ad hoc-Publi­zi­tät RLAhP“ die detail­lier­ten Bestim­mun­gen zu den Moda­li­tä­ten der Bekannt­ga­be sowie den Inhalt der Mit­tei­lung. Auf­grund der gros­sen prak­ti­schen Rele­vanz der The­ma­tik publi­zier­te die SIX den Kom­men­tar zur RLAhP, wel­cher u.a. Erläu­te­run­gen zur Pra­xis der SIX im Bereich der Ad hoc-Publi­zi­tät enthält.

Gesell­schaf­ten, deren Akti­en an der SIX kotiert sind, haben den Markt über kurs­re­le­van­te Tat­sa­chen, wel­che in ihrem Tätig­keits­be­reich ein­ge­tre­ten sind, zu infor­mie­ren. Als poten­ti­ell kurs­re­le­vant gel­ten Tat­sa­chen, die geeig­net sind, zu einer erheb­li­chen Ände­rung der Kur­se zu füh­ren. Erheb­lich ist eine Kurs­schwan­kung dann, wenn eine das übli­che Mass der Schwan­kun­gen deut­lich über­stei­gen­de Kurs­än­de­rung zu erwar­ten ist. Es sind somit nur qua­li­fi­zier­te Ereig­nis­se, wel­che geeig­net sind, den durch­schnitt­li­chen Markt­teil­neh­mer in sei­nem Anla­ge­ent­scheid zu beein­flus­sen, bekannt­ga­be­pflich­tig.

Es gibt kei­ne abschlies­sen­de Lis­te von poten­ti­ell kurs­re­le­van­ten Tat­be­stän­den. Es exis­tie­ren auch kei­ne fes­ten Grenz­wer­te oder Pro­zent­zah­len, bei deren Errei­chen bei­spiels­wei­se ein Abbau von Arbeits­plät­zen als poten­ti­ell kurs­re­le­vant zu betrach­ten wäre.  Blos­se Gerüch­te, Gewinn­schät­zun­gen Drit­ter, Ideen, Pla­nungs­va­ri­an­ten und Absich­ten fal­len aller­dings nicht unter die Ad hoc-Publi­zi­tät. Die Gren­ze zwi­schen einer rei­nen Absicht und einem Plan bzw. Ent­schluss, wie bei­spiels­wei­se der Ent­scheid der Geschäfts­lei­tung, eine bestimm­te Stra­te­gie zu ver­fol­gen, ist flies­send. Pro­gno­sen, die ledig­lich auf Erwar­tun­gen oder Hoff­nun­gen beru­hen, sind nicht als Tat­sa­che zu wer­ten und ent­spre­chend nicht bekannt­ga­be­pflich­tig; Schät­zun­gen, die im Wesent­li­chen auf Tat­sa­chen beru­hen hin­ge­gen schon. Der Kom­men­tar der SIX zur RLAhP ent­hält Bei­spie­le der prak­tisch rele­van­tes­ten Ereig­nis­se mit poten­ti­ell kurs­re­le­van­tem Cha­rak­ter Ent­schei­dend ist schliess­lich die Abwä­gung auf­grund der kon­kre­ten Umstän­de des Einzelfalls

Von gröss­ter prak­ti­scher Rele­vanz ist der Zeit­punkt der Bekannt­ga­be einer poten­ti­ell kurs­re­le­van­ten Tat­sa­che. Der Emit­tent infor­miert, sobald er von der Tat­sa­che in ihren wesent­li­chen Punk­ten Kennt­nis hat. Mit­tei­lun­gen mit poten­ti­ell kurs­re­le­van­tem Inhalt sind grund­sätz­lich 90 Minu­ten vor Han­dels­be­ginn oder nach Han­dels­schluss zu publi­zie­ren. Kennt­nis der Tat­sa­che liegt vor, wenn das erfor­der­li­che Wis­sen in den wesent­li­chen Punk­ten im Bereich der Geschäfts­lei­tung, des nicht exe­ku­ti­ven Ver­wal­tungs­ra­tes oder bei fak­ti­schen Orga­nen vor­han­den ist.

Der Emit­tent hat sich so zu orga­ni­sie­ren, dass eine poten­ti­ell kurs­re­le­van­te Tat­sa­che zeit­ge­recht bekannt gemacht wird. Wis­sen wich­ti­ge Per­so­nen wegen man­gel­haf­ter inter­ner Orga­ni­sa­ti­on nicht, was sie eigent­lich wis­sen müss­ten, so kann auf­grund von Orga­ni­sa­ti­ons­ver­schul­den eine Ver­let­zung der Ad hoc-Publi­zi­täts­vor­schrif­ten vor­lie­gen. Wird bei­spiels­wei­se ein neu­es Ver­wal­tungs­rats­mit­glied gewählt, so ist dies bekannt­ga­be­pflich­tig, sobald der Ver­wal­tungs­rat die Nomi­na­ti­on beschlos­sen und die betref­fen­de Per­son ein­ge­wil­ligt hat und nicht erst nach der for­mel­len Wahl durch die Gene­ral­ver­samm­lung. Von prak­ti­scher Rele­vanz ist auch die Publi­ka­ti­on von Jah­res- oder Zwi­schen­er­geb­nis­sen, wel­che frü­her als erwar­tet vor­lie­gen. Die­se sind unabhängig von einem vor­her fest­ge­leg­ten Ver­öf­fent­li­chungs­ter­min umge­hend zu publi­zie­ren.

Wei­ter sorgt der Emit­tent für die Gleich­be­hand­lung der Markt­teil­neh­mer. Eine selek­ti­ve Infor­ma­ti­on von Markt­teil­neh­mern, z.B. ledig­lich an Mit­ar­bei­ter, Ana­lys­ten oder aus­ge­wähl­te Medi­en, ist unzu­läs­sig. Die Markt­teil­neh­mer sol­len die poten­ti­ell kurs­re­le­van­ten Infor­ma­tio­nen unter glei­chen Bedin­gun­gen und zeit­gleich zur Kennt­nis neh­men kön­nen. Ent­spre­chend wäre es bei­spiels­wei­se nicht zuläs­sig, einem Print­me­di­um die Mit­tei­lung frü­her als den übri­gen Markt­teil­neh­mern zuzu­stel­len; ein sol­ches Vor­ge­hen wür­de die Gleich­be­hand­lung der Markt­teil­neh­mer ver­let­zen. Mit der Mit­tei­lung darf grund­sätz­lich nicht zuge­war­tet wer­den, bis der Emit­tent die Tat­sa­che in allen Ein­zel­hei­ten kennt. Bei kom­ple­xen Ereig­nis­sen wie bei­spiels­wei­se einer Unter­neh­mens­über­nah­me ist es sinn­voll oder gar not­wen­dig, mehr­stu­fig zu infor­mie­ren Dabei wer­den zunächst der Grund­tat­be­stand und spä­ter die kon­kre­ten Schrit­te publi­ziert

bd) Bekannt­ga­be­auf­schub
Aus­nahms­wei­se ist ein kotier­tes Unter­neh­men ermäch­tigt, die Bekannt­ga­be einer kurs­re­le­van­ten Tat­sa­che auf­zu­schie­ben. Hier­für ist vor­aus­ge­setzt, dass a) die betref­fen­de Tat­sa­che auf einem Plan oder Ent­schluss des Emit­ten­ten beruht, b) deren Ver­brei­tung geeig­net ist, die berech­tig­ten Inter­es­sen des Emit­ten­ten zu beein­träch­ti­gen und c) der Emit­tent die umfas­sen­de Ver­trau­lich­keit der Tat­sa­che gewähr­leis­tet. Der Emit­tent muss eine Inter­es­sen­ab­wä­gung zwi­schen sei­nen Inter­es­sen am Auf­schub gegen­über dem Infor­ma­ti­ons­in­ter­es­se der Markt­teil­neh­mer vor­neh­men. Unzu­läs­sig ist der Auf­schub beim Ein­tritt eines plan­wid­ri­gen Ereig­nis­ses, das sei­nen Ursprung nicht in einem eige­nen Plan des Emit­ten­ten hat. Bei­spie­le, bei wel­chen der Bekannt­ga­be­auf­schub regel­mäs­sig zuläs­sig sein kann, sind Umstruk­tu­rie­run­gen oder die Sanie­rung eines Unter­neh­mens. In der Regel sofort mel­de­pflich­tig sind hin­ge­gen ein Gewinn­ein­bruch, der Rück­tritt eines Ver­wal­tungs­rats oder die Bekannt­ga­be von Finanzzahlen.

Der Emit­tent muss gewähr­leis­ten, dass die Ver­trau­lich­keit der auf­ge­scho­be­nen Mel­dung wäh­rend der gesam­ten Dau­er des Bekannt­ga­be­auf­schubs gewähr­leis­tet ist. Tritt trotz­dem ein Infor­ma­ti­ons­leck auf, ist der Markt umge­hend mit­tels Ad hoc-Mel­dung zu infor­mie­ren. Der Emit­tent hat Vor­keh­run­gen zu tref­fen, um im Fal­le eines Lecks sofort zu infor­mie­ren. Es emp­fiehlt sich daher, bei einem Bekannt­ga­be­auf­schub eine aktu­el­le Mit­tei­lung bereit­zu­hal­ten, um auf ein mög­li­ches Infor­ma­ti­ons­leck sofort mit­tels Publi­ka­ti­on der Mit­tei­lung ad hoc reagie­ren zu können.

be) EU-Recht
Im EU-Recht ist ins­be­son­de­re die Markt­miss­brauchs­ver­ord­nung von Bedeu­tung. Die­se ent­hält in Kapi­tel 3 die ein­schlä­gi­gen Bestim­mun­gen betref­fend Ad hoc-Publi­zi­tät und Bekannt­ga­be­auf­schub. Dem­zu­fol­ge geben Emit­ten­ten der Öffent­lich­keit Insi­der­infor­ma­tio­nen, die unmit­tel­bar die­sen Emit­ten­ten betref­fen, sobald wie mög­lich bekannt. Die Emit­ten­ten stel­len sicher, dass die Insi­der­infor­ma­tio­nen in einer Art und Wei­se ver­öf­fent­licht wer­den, die es der Öffent­lich­keit ermög­licht, schnell auf sie zuzu­grei­fen und sie voll­stän­dig, kor­rekt und recht­zei­tig zu bewerten.

c) Bekannt­ma­chung von Ände­run­gen der mit den Effek­ten ver­bun­de­nen Rech­te
Im Rah­men der Kotie­rung (IPO) hat eine Gesell­schaft diver­se Infor­ma­tio­nen gegen­über der Bör­se sowie den Markt­teil­neh­mern offen­zu­le­gen. Nach der Kotie­rung kön­nen sich die­se Infor­ma­tio­nen natur­ge­mäss ändern. Sofern die­se Ände­rung poten­ti­ell kurs­re­le­vant sein kann, ist gemäss vor­ge­hen­dem Abschnitt mit­tels Ad hoc-Mel­dung zu infor­mie­ren. Dane­ben gibt es aber diver­se Infor­ma­tio­nen, z.B. tech­ni­sche und admi­nis­tra­ti­ve Ände­run­gen oder auch betref­fend die recht­li­chen Aus­ge­stal­tung der Effek­te oder des Emit­ten­ten, bei wel­chen die zeit­li­che Dring­lich­keit etwas in den Hin­ter­grund rückt. Der Emit­tent kann in die­sem Fall die Bekannt­ma­chung gemäss Art. 55 KR SIX pla­nen. Dem­nach macht der Emit­tent jede Ände­rung der mit den kotier­ten Effek­ten ver­bun­de­nen Rech­te zeit­nah bekannt, sodass für die Anle­ger die Wahr­neh­mung ihrer Rech­te gewähr­leis­tet ist. Die Richt­li­nie „Regel­mel­de­pflich­ten RLRMP“ der SIX sowie der dazu­ge­hö­ri­ge Leit­fa­den kon­kre­ti­sie­ren den Inhalt, die Form sowie die Moda­li­tä­ten der Erfül­lung der Regel­mel­de­pflich­ten im Rah­men der Auf­recht­erhal­tung der Kotierung.

Die in der RLRMP auf­ge­führ­ten Regel­mel­de­pflich­ten wer­den in den Anhän­gen 1 bis 6 der RLRMP genau­er umschrie­ben. Die jewei­li­gen Regel­mel­de­pflich­ten vari­ie­ren je nach Aus­ge­stal­tung der kotier­ten Effek­te (Betei­li­gungs­rech­te, For­de­rungs­rech­te, kol­lek­ti­ve Kapi­tal­an­la­gen etc.). Bei Betei­li­gungs­pa­pie­ren ste­hen Infor­ma­tio­nen betref­fend den Emit­ten­ten (Fir­ma, Sitz, Revi­si­ons­stel­le), die Bericht­erstat­tung, Infor­ma­tio­nen zur Gene­ral­ver­samm­lung sowie Divi­den­de und Kapi­tal­struk­tur im Vordergrund.

Die Über­mitt­lung der Infor­ma­tio­nen an die SIX erfolgt je nach Art der kotier­ten Effek­te via die elek­tro­ni­sche Mel­de­platt­form CONNEXOR Repor­ting oder via Online-For­mu­lar, E-Mail oder Con­nexor Events. Bestimm­te, im Anhang gekenn­zeich­ne­te Infor­ma­tio­nen haben mit­tels Publi­ka­ti­on einer „Offi­zi­el­len Mit­tei­lung“ zu erfolgen.

d) Offen­le­gung von Manage­ment-Trans­ak­tio­nen
Die Offen­le­gung von Manage­ment-Trans­ak­tio­nen dient der Infor­ma­ti­ons­ver­sor­gung der Anle­ger und trägt zur Ver­hü­tung und Ver­fol­gung von Markt­miss­bräu­chen bei. Das Manage­ment ver­fügt gegen­über den ande­ren Markt­teil­neh­mern natur­ge­mäss über einen Infor­ma­ti­ons­vor­sprung, wes­halb Manage­ment-Trans­ak­tio­nen eine Art Signal­wir­kung für den Markt zukom­men. Durch Mel­dung und Publi­ka­ti­on sol­cher Trans­ak­tio­nen soll der Anschein des heim­li­chen Aus­nut­zens von Wis­sens­vor­sprün­gen ein­ge­schränkt werden.

Die SIX regelt in Art. 56 KR SIX die Grund­zü­ge der Offen­le­gung und kon­kre­ti­siert die­se in der Richt­li­nie „Manage­ment-Trans­ak­tio­nen RLMT“.

Mel­de­pflich­tig sind Mit­glie­der des Ver­wal­tungs­rats und der Geschäfts­lei­tung, wobei der Emit­tent die mel­de­pflich­ti­gen Per­so­nen zur Mel­dung anzu­hal­ten und bei Pflicht­ver­let­zun­gen gegen die­se vor­zu­ge­hen hat. Adres­sat der Mel­dung ist der Emit­tent, wel­cher die Infor­ma­ti­on innert drei Bör­sen­ta­gen an die SIX zur (teil­wei­sen) Ver­öf­fent­li­chung über­mit­telt. Die SIX betreibt eine Daten­bank, auf wel­cher die ver­öf­fent­lich­ten Mel­dun­gen wäh­rend drei Jah­ren öffent­lich zugäng­lich sind.

Mel­de­pflich­tig sind Trans­ak­tio­nen, die das Ver­mö­gen der mel­de­pflich­ti­gen Per­son direkt oder indi­rekt betref­fen. Erfasst sind fer­ner auch nahe­ste­hen­de Per­so­nen, wel­che unter mass­geb­li­chem Ein­fluss der mel­de­pflich­ti­gen Per­son ste­hen (so z.B. Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge oder beherrsch­te juris­ti­sche Per­so­nen). Gegen­stand der Mel­de­pflicht sind Betei­li­gungs­rech­te, Wan­del-, Erwerbs- oder Ver­äus­se­rungs­rech­te sowie wei­te­re Finanz­in­stru­men­te. Dabei sind die wesent­li­chen Eck­da­ten der Trans­ak­ti­on wie Name, Art der Trans­ak­ti­on, Anzahl Akti­en, Gesamt­wert der Trans­ak­ti­on zu melden.

Nicht alle Bör­sen ken­nen expli­zi­te Vor­schrif­ten zur Offen­le­gung von Manage­ment-Trans­ak­tio­nen. So fin­det sich bei­spiels­wei­se im Kotie­rungs­re­gle­ment der Ber­ner Bör­se oder in deren Schrei­ben betref­fend Infor­ma­ti­ons­pflich­ten kei­ne ent­spre­chen­de Bestimmung.

Im inter­na­tio­na­len Recht ist wie­der­um auf die Markt­miss­brauchs­ver­ord­nung der Euro­päi­schen Uni­on zu ver­wei­sen. Ana­log der Rege­lung der SIX sieht Art. 19 (Eigen­ge­schäf­te von Füh­rungs­kräf­ten) eine Mel­de­pflicht von Eigen­ge­schäft mit Antei­len oder Schuld­ti­teln an den Emit­ten­ten sowie  die zustän­di­ge Behör­de vor.

3. Erweiterte Informationspflichten der SIX 

Die Regu­la­ri­en der SIX, allen vor­an die Art. 64 ff. KR SIX, ent­hal­ten diver­se zusätz­li­che Publi­zi­täts­vor­schrif­ten für Spe­zi­al­ge­sell­schaf­ten. Ent­spre­chend sind für Invest­ment­ge­sell­schaf­ten zusätz­li­che Anga­ben im Anhang des Jah­res­ab­schlus­ses sowie die regel­mäs­si­ge Ver­öf­fent­li­chung des Net Asset Values (NAV vor­ge­se­hen. Immo­bi­li­en­ge­sell­schaf­ten haben eben­falls zusätz­li­che Anga­ben bei der Bericht­erstat­tung zu ver­öf­fent­li­chen und die Grund­sät­ze der Anla­ge­po­li­tik aktu­ell zu hal­ten und zu publi­zie­ren Wei­ter gel­ten Son­der­be­stim­mun­gen für Hin­ter­le­gungs­schein sowie kol­lek­ti­ve Kapitalanlagen

III. Weitere Meldepflichten

1. Börsenrechtliche Meldepflicht betreffend Offenlegung von Beteiligungen 

Das Fin­fraG regelt neu die bis zum 31. Dezem­ber 2015 im BEH gere­gel­te Offen­le­gung der Betei­li­gungs­ver­hält­nis­se Dem­nach muss der direk­te oder indi­rek­te Erwer­ber oder Ver­äus­se­rer u.a. von in der Schweiz kotier­ten Akti­en eine Mel­dung an die Gesell­schaft und die Bör­se machen, sofern er durch die Trans­ak­ti­on bestimm­te Grenz­wer­te über- oder unter­schrei­tet Mel­de­pflich­ti­ges Sub­jekt ist grund­sätz­lich die han­deln­de natür­li­che oder juris­ti­sche Per­son und nicht die Gesell­schaft, deren Akti­en erwor­ben wer­den. Eine ver­trag­lich oder auf ande­re Wei­se orga­ni­sier­te Grup­pe muss die Mel­de­pflicht als Grup­pe erfüllen

Ziel die­ser Rege­lung  sind ins­be­son­de­re eine Markt­trans­pa­renz, Abbau von Infor­ma­ti­ons­asym­me­trien sowie die Auf­de­ckung von Über­nah­me­ab­sich­ten Im inter­na­tio­na­len Bereich ist auf die Trans­pa­renz­richt­li­nie der Euro­päi­schen Uni­on hin­zu­wei­sen, wel­che eben­falls Schwel­len­wer­te für bestimm­te Mel­de­pflich­ten vorsieht

Die bör­sen­recht­li­che Mel­de­pflicht wird in die­sem Werk aus­führ­lich von Tschäni/Gaberthuel abge­han­delt, wes­halb die The­ma­tik an die­ser Stel­le nicht wei­ter ver­tieft wird.

2. Meldepflichten nach Geldwäschereigesetz

Die Mel­de­pflich­ten nach Geld­wä­sche­rei­ge­setz tref­fen glei­cher­mas­sen kotier­te wie auch nicht kotier­te Gesell­schaf­ten und wer­den in die­sem Werk umfas­send von Zol­lin­ger behandelt.

IV. Corporate Governance

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren sind ins­be­son­de­re auch im inter­na­tio­na­len Bereich diver­se neue Regu­la­ri­en betref­fend Cor­po­ra­te Gover­nan­ce und damit zusam­men­hän­gend neue Bestim­mun­gen zu Publi­zi­täts­pflich­ten von kotier­ten sowie nicht kotier­ten Unter­neh­men ver­öf­fent­licht worden

In der Schweiz ist ins­be­son­de­re der „ Swiss Code of Best Prac­ti­ce for Cor­po­ra­te Gover­nan­ce“ des Wirt­schafts­dach­ver­ban­des Eco­no­mie­su­is­se von Bedeu­tung. Die­ser ent­hält u.a. ver­schie­de­ne Bestim­mun­gen zum Ver­wal­tungs­rat, der Revi­si­on sowie zur Ver­gü­tung. Betref­fend Offen­le­gung ent­hält der Code kei­ne wei­te­ren spe­zi­fi­schen Bestim­mun­gen und ver­weist auf die Regu­la­ri­en der SIX

Die von der SIX erlas­se­ne Richt­li­nie „Cor­po­ra­te Gover­nan­ce RLCG“, wel­che wei­ter oben bereits Erwäh­nung fand, ent­hält einen umfang­rei­chen Anhang mit diver­sen Infor­ma­tio­nen, wel­che im Geschäfts­be­richt zu ver­öf­fent­li­chen sind Dabei stützt sich die SIX auf Art. 35 Abs. lit. b Fin­fraG, wonach die Bör­se für die Offen­le­gung von Infor­ma­tio­nen, auf wel­che die Anle­ger für die Beur­tei­lung der Eigen­schaf­ten der Effek­ten und die Qua­li­tät des Emit­ten­ten ange­wie­sen sind, sorgt. Dabei gilt der Grund­satz „com­ply or exp­lain“, wonach der Emit­tent zwar auf die Offen­le­gung ein­zel­ner Infor­ma­tio­nen ver­zich­ten kann, dies aber sub­stan­ti­ell begrün­den muss

V. Übernahmerecht

Die in Art. 125 ff. Fin­fraG ent­hal­te­nen Bestim­mun­gen die­nen dem funk­ti­ons­fä­hi­gen Kapi­tal­markt, indem sie Über­nah­men von Gesell­schaf­ten inner­halb eines ange­mes­se­nen Rege­lungs­rah­mens abwi­ckeln Ins­be­son­de­re müs­sen die Prin­zi­pi­en der Trans­pa­renz, Lau­ter­keit und Gleich­be­hand­lung der Markt­teil­neh­mer ein­ge­hal­ten wer­den Im Rah­men einer Über­nah­me nach Fin­fraG sind diver­se Publi­zi­täts­vor­schrif­ten zu beach­ten. An die­ser Stel­le sei hier­zu auf den Bei­trag von Schen­ker in die­sem Werk ver­wie­sen, wel­cher die The­ma­tik umfas­send behandelt.

VI. Vergütungen

Auf die akti­en­recht­li­chen Vor­schrif­ten betref­fend Offen­le­gung von Ver­gü­tun­gen, ins­be­son­de­re auf Art. 663bbis  OR wur­de oben bei der peri­odi­schen Bericht­erstat­tun bereits kurz ein­ge­gan­gen. Dane­ben ent­hält ins­be­son­de­re die Ver­gü­tungs­ver­ord­nung, wel­che gestützt auf die vom Volk und von den Stän­den im Jahr 2013 ange­nom­me­ne „Abzo­cker-Initia­ti­ve“ erlas­sen wur­de, ein­schnei­den­de Vor­schrif­ten für kotier­te Unter­neh­men. Zur Ver­gü­tungs­ver­ord­nung und den übri­gen Vor­schrif­ten hier­zu im Finanz­be­reich vgl. in die­sem Werk Oberholzer/Perren.

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